St.Michael ein besonderer Heiliger

Geschrieben von: Pfarrer Werner Vedder

Bei der Gründung des Schützenvereins wurde der “Erzengel Michael” als Schutzpatron und Namensgeber gewählt. Was bewog die Gründer des Vereins vor 75 Jahren wohl zur Wahl dieses Heiligen als Namensgeber?

Michael ist ein sehr alter Name und kommt schon vor mehr als 2500 Jahren als Name von Menschen mehrfach im AT vor: 4 Mose 13,13; 1Chronik 5,13; 1Chronik 6,25; 1Chronik 7,3; 1Chronik 8,16; 1Chronik 12,12; 1Chronik 27,18; 2Chronik 21,2, Esra 8,8. Wie alle Namen, die auf -el enden, hat die Bedeutung mit Gott zu tun. Der Name “Michael” ist von hebräischem Ursprung und heißt auf Deutsch: Wer ist wie Gott? quis ut deus?st_michael.jpg

Michael ist ein sehr alter Name und kommt schon vor mehr als 2500 Jahren als Name von Menschen mehrfach im AT vor: 4 Mose 13,13; 1Chronik 5,13; 1Chronik 6,25; 1Chronik 7,3; 1Chronik 8,16; 1Chronik 12,12; 1Chronik 27,18; 2Chronik 21,2, Esra 8,8. Wie alle Namen, die auf -el enden, hat die Bedeutung mit Gott zu tun. Der Name “Michael” ist von hebräischem Ursprung und heißt auf Deutsch: Wer ist wie Gott? quis ut deus?

Als Name eines Engels kommt “Michael” in der Bibel im Alten Testament zweimal im 10. Kapitel des Propheten Daniel vor: Daniel 10,13 und 21. Daniel, der mit dem Volk Israel in der Verbannung in Babylon lebt, erfährt in einer Offenbarung vom Ende des babylonischen Reiches. Dabei wird Michael als einer der Ersten unter den Engelsfürsten genannt.

Im Neuen Testament wird Michael ebenfalls in Offenbarungen und Visionen erwähnt. In Judas 9 heißt es: “Michael, der Erzengel, stritt mit dem Teufel und rechtete mit ihm über den Leichnam des Mose und hat nicht gewagt, gegen ihn ein lästerndes Urteil zu sprechen, sondern sprach: der Herr strafe dich”! Die Vorsilbe “Erz-” kommt aus dem Griechischen: “Arch-” = Erster, Oberster, Höchster. In der Offenbarung des Johannes lesen wir 12,7: “Und es erhob sich ein Streit im Himmel. Michael und seine Engel stritten wider den Drachen. Und der Drache und seine Engel siegten nicht.”

So gilt Michael als Führer und Bannerträger der himmlischen Heerscharen, als Kämpfer gegen das Böse, als Vertrauter Gottes und Fürsprecher der Menschen bei Gott, als Engel der Gerechtigkeit und der Gnade, der die Seelen der Verstorbenen in den Himmel vor das Gericht Gottes leitet. In der Überlieferung ist er auch der Engel, der Adam und Eva aus dem Paradies treibt und die Opferung Isaaks verhindert.

Der Feiertag des Erzengels “Michael”, zusammen mit “Gabriel” und “Raphael” sowie allen Engeln, ist am 29. September. Dieser Feiertag wird gehalten seit dem Konzil von Mainz 813. In der bisher dem Wotan geweihten Woche nach Herbstbeginn sollte ein christlicher Akzent gesetzt werden und christliche Feiern ersetzten heidnische Herbstbräuche. Der Michaelstag zeigt so das Sommerende und den Ernteschluss an; nach altem Brauch beginnt nach Michaelis die Arbeit mit Licht im Hause. “St. Michael” ist ein wichtiger Lostag für das Herbstwetter, wie es in alten Bauernregeln zu lesen ist: “Wenn Michael viel Eicheln bringt, Weihnachten die Felder mit Schnee dann düngt”, oder: “Wenn die Vögel nicht ziehen vor Michaeli, wird’s nicht Winter vor Christi Geburt”.

 In der Kunst wird “Michael” oft ähnlich wie “Georg” als Drachentöter mit Rüstung dargestellt. Dabei wird er oft geflügelt gezeigt, meist aber zu Fuß. Auf mittelalterlichen Darstellungen des Jüngsten Gerichts hält Michael eine Waage in der Hand, auf der er die Seelen der Verstorbenen bzw. ihre guten und bösen Taten abwägt. Bei Darstellungen, wie Michael den Satan in die Hölle stürzt, hält er für gewöhnlich einen Kreuzstab oder eine Kreuzfahne in Händen. Nach dem “Erzengel Michael” nennen sich auch katholische und evangelische Kirchen, Gemeinden, Kommunitäten und Bruderschaften. Berühmteste Kirche ist der “Mont-St.Michel” vor der Küste der Bretagne (Frankreich).

Im Gotteslob (GL 606) steht das Lied: “Unüberwindlich starker Held St Michael”, das zur Schützenmesse gesungen wird. Auch im Evangelischen Gesangbuch (EG 143) singt ein Lied zum 29. September: “… Michael der starke Held”. Als Heerführer der Engel wurde Michael im Mittelalter zum Beschützer des ganzen Heiligen Römischen Reiches und der Kirche, dargestellt auf Bannern und Fahnen. Der Ritterschlag der Knappen im Mittelalter geschah im Namen “Gottes, St. Georgs und St.Michaels”. Als “deutscher Michel” wurde er später zur allegorischen Darstellung der Deutschen überhaupt, als Personifizierung der Verkehrtheit und Unzulänglichkeit der deutschen Nation, dargestellt in Karikaturen mit Bauernkleidung und Mütze, schwerfällig, ungeschickt, tölpelhaft und verschlafen, aber doch offen und grundehrlich.

Dargestellt wurde Michael auch als Repräsentant der Deutschen 11 Meter groß auf dem Völkerschlacht-Denkmal bei Leipzig. Dass der “Erzengel Michael” hoch geachtet ist, sieht man auch daran, dass die Internet-Suche unter “Erzengel St. Michael” mehr als 1.300 Ergebnisse bringt. Für unsere Gegenwart und Zukunft stellt sich aber die Frage: wie stellen wir uns Engel heute vor und was bedeuten sie uns? Schutzengel wünschen wir nicht nur für unsere Kinder. Wenn man jedoch aktuellen weihnachtlichen Schmuck anschaut, merkt man, dass Engel zwar sehr gefragt sind, oft aber nur als niedliche, süße Putten in Gold mit Musikinstrumenten in der Hand. “St. Michael” und die Engel der Bibel sind gewaltiger: als Boten Gottes richten sie seinen Willen in der Welt aus und kämpfen gegen das Böse und sind uns so Vorbilder. Dietrich Bonhoeffer dachte auch wohl an Engel, als er in Kerkerhaft 1944 sein berühmtes Gebet schrieb. So mögen seine Worte ausdrücken, was wir uns für die Zukunft unserer Gemeinschaft wünschen:

“Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar, so will ich
diese Tage mit euch leben und mit euch gehen
in ein neues Jahr. Wenn sich die Stille nun tief
um uns breitet, so lass uns hören jenen vollen
Klang der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang. Von
guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten
wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns
am Abend und am Morgen und ganz gewiss an
jedem neuen Tag”.