75 Jahre Schützenverein

Geschrieben von: Hans-Joachim Linnhoff

Die Wurzeln des Schützenwesens in Völlinghausen liegen bereits 177 Jahre zurück. Denn im Jahr 1827 gründeten junge Männer aus Völlinghausen und Wamel die “Schützenbruderschaft St. HubertusWamel-Völlinghausen”.

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1962, der Schützenzug verlässt den “Heidberg”

Unüberbrückbare Differenzen nach dem 100-jährigen Jubiläum des Vereines im Jahr 1927 führten dazu, dass sich eine große Zahl der Schützen aus Völlinghausen dazu entschloss, den Traditionsverein zu verlassen und in Völlinghausen eine neueBruderschaft ins Leben zu rufen.Am 20. Mai 1929 erklärten mehr als 100 Männer während der Versammlung im Gasthof Schnettler, dem neuen Verein beitreten zu wollen. So erließ das Gründungskomitee, bestehend aus den Schützenbrüdern Johannes Joest, Heinrich Knappstein, Ferdinand Calles, Franz Linnhoff, Eberhard Feldmann und Franz Stamen, am 02. Juni 1929 die erste Satzung des neu gegründeten Schützenvereines Völlinghausen. Am 28. und 29. Juli 1929 fand dann das erste Schützenfest statt. Festwirt wurde Paul Schnettler zum Schankpreis von 350,00 Mark. Die musikalische Gestaltung übernahm die Kapelle Pröpper aus Neheim zum Preis von 400,00 Mark. Auch das Tambourcorps Völlinghausen wurde erstmals im Jahr 1929 bei der Aufstellung der Vogelstange am 06. Juli erwähnt. Dem Schützenkönig wurde eine Schussprämie von 50,00 Mark ausgezahlt, während der Jahresbeitrag der Schützen 1,00 Mark betrug.

Vorderseite der ersten Fahne.
Vorderseite der ersten Fahne.

Die Geschicke des Vereines wurden von folgenden Hauptmännern und Obersten geleitet:1929 – 1934 Hauptmann Johannes Joest

1934 – 1939 Hauptmann Heinrich Knappstein
1947 – 1952 Hauptmann Ferdinand Joest
1952 – 1956 Oberst Wilhelm Knipps
1956 – 1985 Oberst Wilhelm Linnhoff
seit 1985 Oberst Johannes Mertens

Aufgrund der Stärke des Vereins wurde der Vereinsführer ab 1952 zum Oberst ernannt.

Der Schützenverein ist nach seiner Tradition eine Bruderschaft, so dass jeweils der für Völlinghausen zuständige Vikar der Pfarrvikarie “St. Luzia” Präses des Vereins wurde. Folgende Geistliche begleiteten den Schützenverein als geistlicher Beistand und Präses:

1929 – 1931 Vikar Schnettler
1931 – 1951 Vikar Karl Neuhaus
1951 – 1954 Vikar Flor
1954 – 1956 Vikar Wilhelm Wiese
1957 – 1963 Vikar Heinrich Winkelmann
1963 – 1976 Vikar Josef Althoff
1977 – 1981 Pater Peter Steenwinkel SJ
1981 – 1991 Pater Paul Limper, OFM
1992 – 1999 Pastor Josef Kemper
seit 1999 Pastor Dr. Gerhard Best

Die erste Fahne des Schützenvereines wurde im Gründungsjahr angeschafft und zum Schützenfest, das in den ersten Jahren immer am Pfingstsonntag, Pfingstmontag und am folgenden Dienstag gefeiert wurde, eingeweiht. Anlässlich des 25jährigen Jubiläums im Jahr 1954 wurde beschlossen, eine weitere Fahne zu beschaffen. In diesem Jahr wurde der 2. Zug gegründet, dem nur Junggesellen angehören durften. Dem 2. Zug wurde die alte Fahne zugeteilt, der 1. Zug erhielt die neue Fahne, die feierlich am 17. Juni 1955 eingeweiht wurde. Die zunächst vorgesehene Anschaffung einer weiteren Fahne im Jubiläumsjahr zum
50jährigen Bestehen 1979 wurde verschoben. Bis zum heutigen Tag ist es dabei geblieben.

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Ab 1934 wurde das Schützenfest nicht mehr zu Pfingsten, sondern 2 Wochen später von Samstags bis Montags gefeiert. Im Jahr 1957 wurde beschlossen, das Schützenfest immer am 1. Wochenende im August zu feiern. Seit 1972 wird das Schützenfest nunmehr in der heutigen Weise von Freitags bis Sonntags gefeiert.

Das erste offizielle Schützenfest nach dem 2. Weltkrieg wurde im Jahr 1949 gefeiert. Das Vogelschießen wurde mit Armbrüsten durchgeführt. König wurde Schützenbruder Franz Ebel, der sich zu seiner Königin Ursula Freifrau von Bockum-Dolffs erkor. Beide verstarben im vergangenen Jahr 2003, so dass sie an den Jubiläumsfeierlichkeiten nicht mehr teilnehmen können.

Nachdem der Beschluss vom 25.04.1937, dem „Deutschen Schützenverband“ beizutreten, bedingt durch den Kriegsausbruch nicht mehr umgesetzt werden konnte, beschlossen die Schützen im Jahr 1949, dem historischen Schützenbund „St.Sebastian“ unter dem Namen „Schützenbruderschaft St. Michael Völlinghausen“ beizutreten.
Die Aufnahme wurde während des Hochamtes am 22.05.1949 in der St. Luzia – Kirche feierlich besiegelt.
Ab 1950 wurde zu Ehren des Schutzpatrons am “St. Michaelstag”, den 29. September, ein Patronatsfest gefeiert. In der Versammlung am 30.August 1953 wurde vereinbart, die Schützenbruderschaft beim Amtsgericht als Verein eintragen zu lassen.
Im Jahr 1974 wurde dann eine neue Vereinssatzung erlassen, die zum Ziel hatte, die Gemeinnützigkeit des Vereines zu dokumentieren. So dient der Verein ausschließlich und unmittelbar gemeinnützigen Zwecken. Insbesondere gilt es Kameradschaft und Freundschaft zu fördern, die Zusammengehörigkeit aller zu stärken, die Liebe zur Heimat und väterlichen Traditionen zu erhalten und das Schützenbrauchtum, die dörfliche Gemeinschaft und die Geselligkeit zu pflegen.
Parteipolitische, wirtschaftliche und sonstige Bestrebungen, die dem Vereinszweck entgegenstehen, sind ausgeschlossen. Der Verein führt danach den Namen „Schützenverein St. Michael Völlinghausen e.V. 1929“. Traditionsgemäß wird das Wappen Völlinghausens (drei goldene Ähren auf blauem Grund) weitergeführt. Seit 1970 trägt der Schützenvorstand grüne Uniformen, die das Wappen von Völlinghausen zieren.
Im Jahr 1980 wurde die Aufnahme in den Sauerländer Schützenbund, Kreisgruppe Soest, beschlossen. Der Schützenverein “St. Michael Völlinghausen” trat als letzter Verein der Gemeinde Möhnesee dem Sauerländer Schützenbund bei. Zur weiteren Anerkennung der Gemeinnützigkeit wurde im Jahr 1985 erneut die Neufassung der Vereinssatzung erforderlich.

Gleichzeitig wurde die Geschäftsordnung sowie die Schießordnung neu gefasst, die bis auf wenige Ergänzungen bis zum heutigen Tag Bestand haben. Ein Novum in der Vereinsgeschichte brachte das Jahr 1956. Wegen Dauerregens musste der Vogel auf dem Festplatz von der Schützenhalle aus abgeschossen werden. Im Jahr 1957 wurde mit der Verlegung des Schützenfestes auf das 1. Wochenende im August eine neue Vogelstange auf dem Gelände des „Alten Feldes“ am Rand des Arnsberger Waldes errichtet. Erneut musste dann im Jahr 1961 eine neue Vogelstange aufgestellt werden, da aus Sicherheitsgründen die Errichtung einer Stange mit Kugelfang sowie einem Schießstand notwendig war. Die heutige Vogelstange wurde im Jahr 1987 nach dem seinerzeit neuesten Sicherheitsstand angeschafft und von Präses Pater Paul Limper am Schützenfest 1987 feierlich eingeweiht. Seit 1957 ist das Vogelschießen „Auf dem alten Felde“ zu einem Höhepunkt unseres Festes geworden, dass viele Besucher aus den umliegenden Gemeinden anlockt, vor allem, seit das Vogelschießen am Sonntagmorgen durchgeführt wird.

Im Jahr 1958 wurde das Ehrenmal am Waldfriedhof zum Gedenken an die verstorbenen und vermissten Kameraden der beiden Weltkriege in Eigenleistung errichtet und mit einem Relief des verstorbenen Völlinghauser Künstlers Robert Ittermann versehen. Die Einweihung fand zum Schützenfest 1958 statt. Ab 1960 wurde der „Große Zapfenstreich“ am Ehrenmal zu Beginn des Schützenfestes aufgeführt. Während dieser inzwischen alle zwei Jahre auf dem Platz vor der Pfarrkirche gespielt wird, findet die Gefallenenehrung regelmäßig zu Beginn unseres Schützenfestes am Freitagabend nach dem Schützenhochamt statt. Das Jahr 1959 war geprägt durch den Neubau der “St.Luzia” -Pfarrkirche. Während der Bauphase fanden die Sonntagsmessen und auch die Schützenmesse in der Heidberghalle statt.

In diesem Jahr wurden darüber hinaus für den ganzen Verein einheitliche Schützenhüte angeschafft. Weiterhin wurde beschlossen, rückwirkend ab 1954 Schützenschnüre für die treffsicheren Insignienschützen und Königsorden für die amtierenden Könige zu verleihen. Im Jahr 1964 stiftete der damalige König Eberhard Ebel für die Königin ein Diadem. Dieser Kopfschmuck zeichnet seitdem alle Königinnen für alle sichtbar als Regentin des Schützenvereines aus.

Eine schwere Geburt war die Einführung eines Hofstaates in unserem Verein. Erstmals wurde die Einführung des Hofstaates in der Generalversammlung im Jahr 1965 abgelehnt. Zu einer weiteren Ablehnung kam es im Jahr 1970, weil man befürchtete, dass die Züge im Verhältnis zum Hofstaat zu klein würden. Nach mehreren Anläufen wurde im Jahr 1978 letztendlich ein Kompromiss geschlossen, der dem König zubilligte, einen Hofstaat zu bilden. Der erste Hofstaat in der Vereinsgeschichte bereicherte den Festzug um Königspaar Erwin und Bärbel Schulte im Jahr 1980. Erst seit dem Jahr 1984 wird das Königspaar regelmäßig von einem Hofstaat begleitet und ist seit dieser Zeit aus dem Festzug nicht mehr wegzudenken.

Das Jahr 1966 brachte für die Jungschützen die Neuerung, dass sie ab 17 Jahren im Festzug mitmarschieren durften. Heute marschieren die Jungschützen bereits ab 16 Jahren mit.Im Jahr 1979 konnte das Jubiläumsschützenfest zum 50-jährigen Bestehen gefeiert werden. Nachdem die Stadtkapelle Neheim mit einer Ausnahme seit Gründung unseres Vereins die musikalische Gestaltung der Schützenfeste übernommen hatte, wurde im Jubiläumsjahr beschlossen, das Blasorchester Allagen zu verpflichten. Somit gestalten die Musikanten aus Allagen im diesjährigen Jubiläumsjahr den musikalischen Rahmen des Festes zum 25. Mal. Der Spielmannszug Völlinghausen hält dem Verein seit der Gründung die Treue. Neben dem Schützenfest begleitet der Spielmannszug Völlinghausen den Schützenverein auch bei verschiedenen

Seit einigen Jahren stellt der Hausherr, Schützenbruder Florens von Bockum-Dolffs seinen herrlichen Park für die Paraden während der Festzüge zur Verfügung, die immer wieder Höhepunkte eines jeden Festes darstellen.

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Schützenkaiserpaar 1979 Eberhard Ebel mit Ehefrau Agnes

Nach der Aufnahme unseres Vereines in den Sauerländer Schützenbund wurde im Jahr 1982 erstmals das Kreisschützenfest der Kreisgruppe Soest in Völlinghausen durchgeführt. Das bei herrlichem Sonnenschein veranstaltete Fest blieb allen in guter Erinnerung. Es wurde jedoch überschattet durch den plötzlichen Tod unseres amtierenden Schützenkönigs Heinrich Linnhoff, der unmittelbar nach dem Fest verstarb. Dadurch wurde erstmals in der Vereinsgeschichte im Jahr 1983 ein zusätzliches Vogelschießen notwendig, das eine Woche vor Schützenfest stattfand. Eine dadurch nur einwöchige Regentschaft erlebte König Horst Zetsche mit seiner Königin Anneliese Franke.

Seit 1980 nehmen alle Schützenkönige unseres Vereins am Kreiskönigsschießen der Kreisgruppe Soest im Sauerländer Schützenbund teil. Während der Kreiskönig bis zum Jahr 1981 auf dem Schießstand in Soest-Meiningsen ermittelt wurde, folgte man einem Vorschlag unseres Vereines und veranstaltete in weiterer Zukunft das Königsschießen im Rahmen eines Frühschoppens bzw. des Kreisschützenfestes, das von den Vereinen der Kreisgruppe abwechselnd durchgeführt wurde.

Zweiundzwanzig Jahre musste der Schützenverein Völlinghausen warten, bis es endlich unserem König gelang, die Kreiskönigswürde zu erringen.

Während des Kreisschützenfestes in Lippetal-Hovestadt konnte Schützenkönig Markus Herbers die letzten Reste des Vogels von der Stange holenund erlebte danach mit seiner Ehefrau und Königin Judith ein unvergessenes Schützenjahr, dass seine Höhepunkte beim eigenen Schützenfest, sowie den Jubelfesten in Ellingsen, Büecke und beim Europaschützenfest in Vöcklabruck / Österreich fand.

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Markus Herbers mit Ehefrau Judith

An allen Veranstaltungen des Sauerländer Schützenbundes, wie Bundesschützenfesten, Kreisschützenfestend er Kreisgruppe Soest, Europaschützenfesten in Lippstadt und Vöcklabruck, Schützentreffs sowie Schützenwallfahrten nahm der Schützenverein “St. Michael” Völlinghausen teil.Bei vielen Veranstaltungen wurde er vom Spielmannszug Völlinghausen und der Blaskapelle Völlinghausen begleitet, so dass unser Dorf in der Regel immer eindrucksvoll vertreten war.

Das Wirken des Schützenvereines war geprägt zum Wohle der Dorfgemeinschaft. Der Bau der Heidberghalle mit allen gestalterischen Veränderungen in den letzten Jahren, über den an anderer Stelle noch berichtet wird, hat sich zu einer Kommunikationsstätte entwickelt, in der nicht nur Feierlichkeiten und Ausstellungen zu sehen sind, sondern wo sich die Vereine und die Jugendlichen des Dorfes zu kreativem und musischem Wirken treffen. In der Vereinsgemeinschaft Völlinghausen ist der Schützenverein “St. Michael” als aktives Mitglied integriert.

Repräsentiert wird der Schützenverein “St. Michael Völlinghausen” durch den Vorstand, der derzeit aus 17 ständigen Vorstandsmitgliedern besteht.

Er setzt sich wie folgt zusammen:

Oberst, Major, Adjutant, Kassierer, Schriftführer geschäftsführender Vorstand), 2 Königsoffizieren, Ordensträger, 2 Zugführer, 2 Fähnriche, Fahnenoffiziere, Gerätewart (erweiterter Vorstand).
Hinzu kommt jeweils der amtierende König.

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Der amtierende Vorstand im Jahre 2004

Jochen Bogatz, Hans-Günter Stamen, Willi Ahring, Hans Kollmann, Hermann Ebbert,
Markus Sommer, Gerhard Schlüter, Matthias Rademacher, Günter Treese, Frank Geisler,
Günther Kemper, Dirk Keunecke, Bruno Ebbert, Friedhelm Linnhoff,
Hans-Joachim Linnhoff, Heinz Mankont, Claus Michael Honsel, Josef Herbst, Johannes Mertens

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Jubiläumskönigspaar 2004 Claus Michael Honsel und Ehefrau

Als Jubiläumskönigspaar 2004 regiert Claus Michael Honsel, der beim Schützenfest 2003 den Königsschuss abgab, mit seiner Ehefrau Birgit. Voraussichtlich über 40 ehemalige Könige werden im Juli 2004 einen fairen Kampf um die Kaiserwürde führen. Die Schützenbruderschaften der Gemeinde Möhnesee sowie aus Allagen und Niederbergheim werden dem Jubiläumsfest einen würdigen Rahmen geben.

Der Schützenverein “St. Michael Völlinghausen e.V. 1929″ begeht in diesem Jahr sein 75-jähriges Jubiläum. Gegenüber den Nachbarbruderschaften, die auf 150- bis 250-jähriges Bestehen zurückbliken können eine relativ kurze Zeit.Den Gründern, die 1929 den Mut hatten, sich auf eigene Beine zu stellen und neu zu beginnen, müssen wir dankbar sein. In all den Jahren haben die Schützenbrüder in echter Kameradschaft zusammengestanden und das heutige Bild unseres Dorfes mit geprägt. In unzähligen Stunden wurden Einrichtungen geschaffen, die dem Wohl unseres Ortes dienen.


Der Schützenverein ist mit seinen über 400 Mitgliedern größter Verein in Völlinghausen. Auch die jüngeren Schützenbrüder und Jungschützen sind auf dem Weg, sich diesen Schützengeist zu eigen zu machen. Die Schützen sind sich bewusst, dass es nicht nur darum geht, einmal im Jahr Schützenfest zu feiern, sondern dass es auch gerade in der heutigen Zeit wichtig ist, Kameradschaft zu pflegen, sich gegenseitig zu stützen und unterstützen zum Wohle des Vereins und zum Wohle unseres Dorfes.

So kann man auch in einer wirtschaftlich recht unruhigen Zeit hoffen, dass auch in 25 Jahren ein weiteres Jubiläum gefeiert werden kann.